Conny Vits war meine Ausbilderin als ich Centered Riding Instruktorin wurde. Schon bei dieser Ausbildung lernte ich wie wertvoll es ist sowohl eine professionelle Pferdeausbildung zu haben, als auch eine Körperarbeistausbildung, um ein vollständiges Bild der Biomechanik zu bekommen und auch den Sinn der Reitlehre wirklich zu begreifen.
Damals musste jeder Centered Riding Lehrer, um zum Ausbilder zu werden, eine Körperarbeitsausbildung haben. Conny hatte 2, Feldenkrais und Alexander Technik und das machte sie zu einer sehr kompetenten Lehrerin.
Leider hörte sie nur wenige Jahre nach meiner Ausbildung auf das zu unterrichten.
Hier 2 Fotos aus unserem Kurs bei Antje Krüger in Hohentengen.
Das Vorher Foto zeigt die Verkürzung, beginnend in der Rückenlinie des Reiters und als Antwort darauf auch im Pferd. Die Oberlinie ist nach unten gebogen, vom Genick bis Schweif verkürzt.
Auf dem 2. Foto hat die Reiterin ihren Sitz optimiert, ihre „Oberlinie“ (Rückenlinie) durch die verbesserte Aufrichtung verlängert und Vorder- und Rückseite ihres Körpers harmonieren mehr.
Das Pferd antwortet augenblicklich indem es seine Oberlinie längt und nicht nur der Hals sondern auch die Schritte länger werden.
Mit dem Pferd wurde hier nicht gearbeitet, nur die Reiterin optimierte ihre Haltung, die des Pferdes ist hier nur die antwort darauf.
Das obige Zitat ist aus unseren Ausbildungsunterlagen und die roten Linien habe ich schon damals eingezeichnet.
So richtig verstanden habe ich es, denke ich, erst einige Jahre später und in der heutigen Zeit, wo viele Pferde in die Verkürzung gearbeitet werden, finde ich es wieder sehr wertvoll.
Verkürzen der Schritte ist eine Übung die wir oft reiten und auch in der Tellington Methode erarbeiten. Linda hat die Übung des halben Schrittes übernommen, die in der Wiener Hofreitschule hohen Wert hatte.
Schritte verkürzen reiten wir auch um den Schritt dann länger werden zu lassen. Denn ein Pferd, das nicht frei voranschreitet kann besser lernen frei zu werden, indem wir zuerst verstärken, was es tut.
Ein Pferd das kurze Schritte macht lasse ich also mehrfach die Schritte verkürzen und wieder auf die normale Länge zurückkehren. Oftmals nur 3 – 5 Schritte verkürzen wir den Schritt und dann lasse ich sie wieder zurück.
Durch den Prozess entsteht oftmals nach wenigen Übergängen die Fähigkeit den Schritt zu verlängern, weil das Muster des Festhalten bewusst wurde und dann aufgehoben werden konnte.
Ein Feldenkrais Prinzip, zu verstärken was da ist, um das Gegenteil möglich zu machen, das in der Reiterei schon lange Anwendung findet.
Das Verkürzen des Schrittes bedeutet aber nicht das Pferd in seiner Oberlinie zu verkürzen. Die Oberlinie bleibt dabei länger als die untere Linie des Pferdekörpers. Der Schwerpunkt wird etwas nach hinten verlagert und die Wölbung in der gesamten Wirbelsäule etwas nach oben.
Weitere Fotos aus dem Sitzschulungskurs der Westernreiter:
Auf dem Vorher Foto geht das Pferd mit kurzen Schritten. Die Hinterbeine treten nicht unter den Schwerpunkt. Der Rücken des Pferdes wirkt kurz.
Auf dem 2. Foto hat das Pferd das Längen entdeckt, es tritt weit unter, die Oberlinie wird länger und hebt sich.
hier wurde mit dem Verkürzen der Schritte, ohne Spannungsaufbau oder Zügeleinwirkung, und mit Sitzverbesserung gearbeitet.
Ein Pferd mit festgehaltenem Rücken wird zu Beginn dazu tendieren den Kopf zu heben, und die Oberlinie zu verkürzen, doch keines falls verkürze ich aktiv, aus der Hand.
Bald merkt man das das Verlängern der Schritte dann das Pferd nicht mehr auseinander fallen lässt, sondern die Tragkraft bleibt erhalten. Das Pferd hat gelernt sich auszudehnen ohne die Tragkraft zu verlieren. Nun kann es auch noch längere Schritte machen, ohne auf die Vorhand zu fallen.
Um den Prozess zu erreichen ist der Wechsel zwischen Verkürzen und Verlängern essentiell, denn wie nach jedem Annehmen augenblicklich das Nachgeben folgen muss, so ist auch nur das Zurücklassen in die Länge, aus den Verkürzten Schritten der Weg in die Balance und damit in die Losgelassenheit.
Wichtig ist dabei auch, das die ersten Übungen des verkürzten Schrittes oft noch nicht gerade sind. Die Gelenke und die Wirbelsäule befinden sich noch nicht in einer anatomisch korrekten Linie und jedes Zurücklassen gibt dem Körper eine Chance der neuen, bessern Organisation.
Eine meiner langjährigen Schülerinnen reitet hier die Biegung ohne Einwirkung am inneren Zügel.Durch die reele Biegung mit balanciert sitzendem Reiter entsteht die Stellung von selbst. Der Haflinger längt sich in den äusseren Zügel hinein und die Oberlinie längt sich in einem Bogen nach oben. Eine Wendung die auf diese Art geritten wird dient der Verbesserung der Gesundheit und Tragfähigkeit.
Das ist das was das Zitat da oben meint. Die Einwirkung über den Kopf, auf die Länge der Wirbelsäule und der dazugehörenden Muskeln, kann einen ungünstigen Verlauf im Körper verstärken und damit zu Spannungsmustern führen.
Je weniger der Körper verkürzt wird, desto besser kann sich das gesamte System koordinieren.
Wir reiten das Verkürzen der Schritte darum aus dem Sitz heraus, und nicht über die Hand.
Nicht durch ein Blockieren der Bewegung, indem man sich „schwer“ macht oder steif, sondern in dem man die Bewegung kleiner denkt, und so den Energiefluss erhält und die Länge erhalten bleibt, so dass das Umorganisieren stattfinden kann.Nur durch den erhalt der Länge ist das möglich. Druck in der Linie verhindert das Reorganisieren.
noch 2 Fotos aus dem Sitzschulungskurs: Verkürzt der Reiter sich verkürzt sich auch das Pferd. Die Hinterbeine können kaum nach vorne treten, der Kopf hebt sich, entsprechend senkt sich der Rücken.
Längt der Reiter seine Wirbelsäule in beide Richtungen, oben wie unten, so kann auch das Pferd dies tun und im Rücken länger werden, was die Kraft der Hinterhand den Brustkorb heben lässt und die Hinterbeine können mühelos untertreten. Könnt ihr den Stau des Energieflusses aus der Hinterhand im 1. Foto erkennen? Mit guter Sitzschulung lässt sich das leicht verbessern.
Und die Möglichkeit des Längens in der Dynamik der Bewegung muss auch im Mensch sein.
Erstaunlicherweise sowohl am Boden als auch im Sattel.
Ob ich mich in der Bodenarbeit verkürze, was meist durch Anspannung des Rückens geschieht oder durch das Durchdrücken der Knie, oder im Sattel, das Pferd spürt es augenblicklich. nicht nur über den Sitz, oder die Leinen/Zügelübertragung, sondern sogar in der Freiarbeit.
Darum frage dich immer wieder: Ziehe ich mich grade zusammen, oder dehne ich mich aus.
Zieht sich mein Pferd grade zusammen, oder dehnt es sich aus.
Wenn man einem Tai Chi oder Judomeister zuschaut, dann sieht man diese Ausdehnung, egal welche Bewegung sie machen. Sie bewegen sich mit der Länge der Achse.
Unsicherheit und Sorge führt zum Zusammenziehen, auch die Sorge vor dem Balanceverlust.
Pferde balancieren sich über Kopf und Hals aus. je mehr wir diese Balancestange „bestimmen“ oder halten, desto größer die Sorge des Balanceverlustes und der damit verbundenen Verletzungsgefahr. Das Pferd zieht sich zusammen.
Erst wenn wir wieder erlauben, das Längen geschieht, kann die Sicherheit der Balance wieder hergestellt werden und umgekehrt.
Foto: Erhaben statt verkürzt. Der Brustkorb hebt sich, die Oberlinie ist lang, das Genick bleibt offen, der Kopf balanciert sich entsprechend aus.
Längen bedeutet nicht strecken!!
Wenn wir uns strecken, um stolz auszusehen oder einen Apfel vom Baum zu pflücken, verkürzen wir die Rückenmuskulatur.
Im Längen werden wir zwischen Scheitel und Sohle länger, das ist echte Aufrichtung.
Vorder- und Rückseite des Körpers sind harmonisch im Zusammenspiel = Losgelassenheit.
Versammelnde Übungen machen erst dann Sinn, wenn das Pferd dabei diese Länge erhalten kann und das Versammeln bedeutet die Kraft weniger ins Vorwärts und mehr ins Aufwärts zu senden, ohne sie ins Stocken geraten zu lassen. Die Oberlinie bleibt bei reeler Versammlung in diesem Längen, so das der Hals weiter rund ist/wird und das Genick offen. Der Brustkorb hebt sich mehr als die Hinterhand und die Bewegung fliest durch das gesamte Pferd.
In falscher Versammlung längt sich der Unterhals und die Oberlinie verkürzt sich. Die Hinterhand ist aktiv, aber die Kraft bleibt in der Rückenlinie stecken. Wenn Energie stecken bleibt, statt durchzulaufen, führt das immer zu Problemen.
Den Fluss zu Erhalten ist ein wichtiger Punkt für die Gesundheit. In der Akupunktur und in der echten Osteo oder Chiro ist das eine der Hauptaufgaben.
Den Energiefluss im Körper zu fördern und zu erhalten.
Und wir können auch in unserem Training darauf achten, in uns und im Pferd.
Schau dir deine Fotos und Videos an, spür in die hinein:
Dehnst du dich aus, oder ziehst du dich zusammen, wenn du mit deinem Pferd arbeitest?