Geradeaus
in der 1. Woche sprachen wir darüber wie wir geradeaus gehen und reiten. In dieser Woche geht es darum wie ihr euer Pferd gerade anführen, anhalten, rückwärts und um die Kurve führen lernen könnt.
Gerade bedeutet das die Spur der Hinterhufe genau in die Spur der Vorderhufe tritt. Dabei geht es nicht um die Weite des Schrittes, sondern um die Richtung. Also fürs erste ist es nicht so wichtig, ob es die Spur der Vorhand erreicht, oder 2 Hufbreit drüber hinaus tritt, sondern ob die Hinterhand genau in der gleichen Linie geht.
Wahrnehmung:
Telllington Labyrinth
Dieses Lernelement der Tellington Methode ist großartig, um Geradeaus zu lehren, wenn man es richtig anwendet.
Zuerst reche den Boden unter dem Labyrinth etwas flach, (wenn möglich) so dass du die Spur deines Pferdes gut erkennen kannst, nachdem du durchgegangen bist.
Dann führe es die 4 Bögen und halte immer an, wenn du zwischen den Bögen bist, auf dem geraden Stück. Das Anhalten ist wichtig für das Lernerlebnis.
Nachdem du durchgegangen bist, schau auf die Spur.
läuft die Hinterhand den gleichen Weg, vor allem in den Bögen, oder siehst du 3 Spuren. Sind die Bögen gleichmäßig rund, oder haben sie Knicke und gerade Stellen. Lief dein Pferd harmonisch durch oder stockte es?
Wie gut es das Labyrinth meistert, hängt viel von deiner Art des Führens ab. Darauf werden wir die Tage noch genauer eingehen.
Fotografiere das „Laufbild“ und dann prüfe das Gleiche von der anderen Seite. Es kann große Unterschiede geben, aber auch kleine. Dann führe es nochmal von beiden Seiten, aber diesmal führe dein Pferd von der anderen Seite.
Schreibe deine Beobachtungen auf, und/oder fotografiere sie, wenn du dazwischen noch mal ebnen kannst, damit du den IST Zustand gut kennst und den Erfolg messen kannst.
Das Führen mit dem Tellington „Zauberstab“ unserer weißen Gerte, gibt uns die Möglichkeit das Pferd grade nach vorne zu führen und gerade anzuhalten, ohne das es seitlich gedreht wird, durch Leineneinwirkung oder weil es seitlich nach den Zeichen schauen.
Führe die Gertenspitze von der Nase des Pferdes aus, exakt nach vorne, auf die Linie die das Pferd gehen soll und beim Anhalten geht sie zurück, Richtung des Buggelenks, auf der anderen Seite, und wirkt so gerade anhaltend, ähnlich wie ein äusserer Zügel. Du musst die Nase nicht berühren, bleib kurz davor, das genügt meist. Das Pferd folgt der Gerte in einem Abstand von 1 – 1,5 m vor der Nase wie von einem Kaugummi gezogen, ganz natürlich. Und hält auch ebenso an. Sollte es nicht anhalten kannst du mit der Gerte auf das Buggelenk tippen, das kann helfen. Nach ein paar Mal sollte es dann aber auch mit der visuellen Hilfe gut sein.
Pferde mit denen noch kein spezielles Bodentraining gemacht wurde, machen dies automatisch. Nur Pferde, die lernen auf bestimmte Signale warten zu müssen, tun es möglicherweise nicht.
Ein Slalom ist eine gute Möglichkeit zu üben. Wichtig ist, seit weit genug voraus. Unsere Hände tun oft Dinge von denen wir nichts wissen. Filme dich vielleicht mal, und beobachte die Hand an der Leine, beim Anführen und Anhalten. Ist sie neutral oder zieht oder zappelt sie doch.
Versuche mal nur mit der Gerte zu führen. Erst geradeaus, oder durch den Slalom, dann durchs #Tellington Labyrinth. Denk an die Stops! Führe das Pferd im großen Bogen in den Kurven, du darfst den Weg gern verlassen, damit das Pferd ihn frei hat.
Anhalten in Balance. Das Pferd balanciert sich mit Kopf und Hals aus, wenn es darf. Wenn es seitlich aus der Balance kommt, dreht es ihn entgegengesetzt, um das Gleichgewicht zu halten und wenn der Rücken angespannt ist, nimmt es ihn nach oben. So kann man im Anhalten und Antreten sehr gut beobachten wie die Balance des Pferdes ist. Nimmt das Pferd den Kopf hoch, beim Anhalten, war das Anhalten oft zu ruckartig, oder das Pferd auf der Vorhand. Hebt er sich in der Wendung zeigt das ebenfalls, dass der Rücken nicht frei ist, sondern das es sich mit der Vorhand zieht. In einer Wendung können wir beobachten, ob die Stirn auf die Linie zeigt, die der Körper laufen soll, oder daneben ist. Mit der Tellington Gerte und der Idee des Kaugummi kann ich das präzise vorzeichnen. Doch wenn ich zu eng führe, geht der Kopf nach aussen während die Schulter näher in meine Spur kommt. Achte darauf im Tellington Labyrinth immer den ersten Schritt geradeaus anzugehen, sonst kippt dein Pferd in die Wendung, und dann führe den großen Bogen. Beobachte, ob dein Halten so sanft ist, dass der Kopf unten, also ungefähr Maul auf Buggelenkhöhe bleibt. Tiefer ist nicht nötig.
Natürlich kann man das auch in anderen Tellington Elementen üben, (Foto: Stern) in denen man Halts mit einbaut. In der Freiarbeit sieht man oft das der Kopf hochgeht, wenn das Pferd anhält, oder auch die Aussenstellung in der Wendung. Um die Biegungsfähigkeit zu verbessern mach einfach langsam, um die Kurven des Labyrinths, und führe Bögen, die dein Pferd gut gehen kann. Es wirkt dann schon von selbst. Denk daran, das Anhalten ist ein essentieller Bestandteil dieses Lernen.
Verbindung Teil 1
Um dem Pferd ein Gefühl von Verbindung zu geben, vom Kopf, durch den Körper, bis zum Becken, bzw. Hinterbein, ist die Tellington Führposition Dingo ideal.
Wichtig ist, dass die Leine dafür zumindest seitlich eingehängt ist, idealerweise aber in der Tellington Wickeltechnik geführt wird, denn nur so kann man präzise gerade auf das Skelett wirken.
Auf dem Foto seht ihr die Technik mit einem dickeren Seil, die Tellington Führleine ist dünner, doch so erkennt ihr es vermutlich gut.
Probiere es mal aus. Das Seil wird von der Seite durch den Halfterring geführt, dann nach oben, zur Mitte hin raus, auf der anderen Seite von innen und unten wieder rein und hoch zum ring am Genickstück.
Es kreuzt dann einmal über das Nasenband, am Besten genau in der Mitte der Nase, so dass die Einwirkungen Richtung Pferdekörper exakt mittig durch die Wirbelsäule zum Becken führen können.
Einwirkung nach vorne unten wirkt exakt auf das Genick für das gerade Anführen. Schnallt man das Seil anders ein, ist ein Gerade einwirken sehr schwierig.
Probiere es ein paar Mal im Vorwärts und Halt. Wir tendieren dazu den Kopf zu uns zu ziehen, ohne es zu merken.
Wenn wir rückwärts wirken „knicken“ wir das Pferd in den Ganaschen, der Kopf kommt näher zu uns, was natürlich zum Verlust des Gradeseins führt.
Führt man die Hand im Halten eher Richtung Genickstück, nah am Kopf, kann das Pferd lernen anzuhalten, ohne abzuknicken.
Auch hier kann ich dir raten dich zu filmen, denn kaum jemand erkennt wie weit die Stirn aus der Mitte ist, wenn er einwirkt.
Wir sind es gewohnt und es erscheint uns grade.
Ein Blick von hinten, über den Rücken, klärt uns am schnellsten auf, doch dazu braucht man natürlich einen Freund der filmt.
Von vorne kann man selbst besser filmen. Um es zu spüren braucht es Gefühl und Zeit und Aufmerksamkeit.
Wenn möglich lass einen Freund mit schauen, der dir sagen kann, wann die Stirn deines Pferdes exakt im Verlauf der Wirbelsäule ist und wann nicht. Man kommt selten zu weit nach aussen, da mach dir keine Sorgen, und wenn, hilft es dem Pferd oftmals aus der Gewohnheit des „nach innen Drehen“.
Es braucht etwas Übung, aber es hilft dem Pferd mit gleichem Gewicht auf seinen 4 Beinen zu stehen und zu gehen.
Eine Möglichkeit der Prüfung ist das Führen durch eine Gasse. Darin angehalten kannst du schauen, ob der Kopf näher an deiner Seite der Gasse ist, oder wirklich in der Mitte.
Verbindung Teil 2
Outlining – Nachzeichnen, für ein vollständiges Körperbild.
Wichtig ist, dass dein Pferd keine Angst vor der Gerte hat und auch nicht dagegen abgestumpft ist.
Wir nutzen die Gerte als langen Arm, der mir möglich macht das Pferd überall zu berühren, es durch lange Striche zu beruhigen oder in seinen Körper zu bringen und durch Wischen antreten zu lassen oder durch Tippen anzuhalten.
In der Körperarbeit habe ich euch erklärt wie ich mit meinen Händen in langen Strichen über den Körper gehe, um das Körpergefühl zu erhöhen oder Stellen zu finden, die meine Unterstützung brauchen.
Nun streiche ich mit dem langen Arm ab, also mit der Gerte. Ruhig und in langen Linien, zuerst die Beine, an verschiedenen Stellen, von oben bis unten zum Boden, dann über den Rücken, verbinden bis zur Hinterhand, bzw. Hinterhuf.
Auf dem Rücken ist es wichtig nicht über die Wirbel, bzw Dornfortsätze zu streichen, sondern seitlich über die Muskeln, und erst am Becken nach oben zu gehen.
Für die Vorbereitung des Dingo kannst du schon üben dass du dann genau bis zur Mitte der Kruppe streichst. Mitte, seitlich gesehen, also den höchsten Punkt erreichst.
Für das Outlining zur Stärkung der Verbindung zur Hinterhand kannst du auf den Muskeln bleiben und bis hinunter zum Huf streichen.
Der Zauberstab soll dabei weder hängenbleiben noch hüpfen. Wenn er hängenbleibt ist dein Druck zu hoch, wenn er hüpft bist du meist zu schnell.
Stell dir vor es sei deine liebevolle Hand, und erinnere dich an die Druckstärken. Mehr als 3 ist auch hier sicher nicht sinnvoll. Erinnere dich das Pferde viel feinfühliger sind, als 80 % der Menschheit.
Natürlich machen wir da auf beiden Seiten. Stehe dabei seitlich, neben deinem Pferd auf Halshöhe und lass die Gerte immer nur nach hinten zeigen, nie nach vorn Richtung Gesicht deines Pferdes. Du kannst auch wunderbar den Hals von unten abstreichen, aber nicht von oben, und auch hier die Verbindung zur Vorhand stärken, indem du die Linie vom Unterhals in einem bis zu den Hufen führst.
Um meine Intention zu stärken denke ich dabei oft:
„Spüre die Verbindung vom Hals, über den Brustkorb zu den Hufen“ „Spüre wie dein Rücken mit der Hinterhand verbunden ist“ und streiche nie schneller als ich reden, denken kann.
Was ich denke bei einer Ausführung beeinflusst die Wirkung.
Ob ich desensibilisieren will „dulde das“ oder „akzeptiere das“ oder ob ich Körpergefühl stärken will „spüre dich“ macht einen großen Unterschied. Und für letzteres ist es entscheiden, dass das Pferd mag was ich tue und Zeichen von Genuss sendet, wie entspannen und tiefer atmen.
Wenn das alles gut geht und du dabei eine leichten Kontakt über die Leine halten kannst, ohne dran zu ziehen und sie lang hängen zu lassen, bist du bereit für die Hilfen des Dingo, die ich euch morgen erklären.
Verbindung Teil 3
Der Dingo, ein Tanzschritt der Tellington Bodenarbeit
Wir stehen neben dem Kopf, Blick Richtung Hinterhand des Pferdes, die Leine, die seitlich aus dem Halfter kommt, haben wir kurz in einer weichen Hand.
Die Gerte ist in der anderen Hand und wir können das Pferd damit genussvoll überall abstreichen (genussvoll für’s Pferd )
Zur Ausführung nehmen wir über die Leine nun sachte Kontakt zur Hinterhand auf (dazu ist es so wichtig, dass ihr den Kopf/Stirn gerade vor der Wirbelsäule habt, sonst „knickt“ die Verbindung irgendwo.
Mit diesem Aufnehmen des Kontakts denke ich „Spür die Verbindung von Kopf bis Hinterhand“
Dann streiche ich mit der Gerte über den Rücken, bis zur höchsten Stelle der Kruppe. Erinner dich über die Muskeln zu strichen, statt über die Wirbel, bis du am Becken tatsächlich auf die höchste Stelle, mittig, gehst.
Dabei denke ich weiter: „spür die Verbindung von Vorhand und Hinterhand über den Rücken“
Dann wirkt die Leine mit feinem Annehmen Nachgeben, (nicht ruckeln) nach vorne und ich sage: „Und … Scheerit“ und im Moment in dem ich Scheerit sage wische ich mit der Gertenspitze in einem schaufelnden Bewegung über die Mitte der Kruppe und denke dabei „von hinten“ (losgehen)
Nach nur 1 – 3 Tritten halte ich wieder an.
Dazu nutze ich die Gerte tippend auf dem gegenüberliegenden Buggelenk, während die Hand sacht am Backenstück entlang annimmt und nachgibt. Hier ist es wichtig weit genug vorn zu bleiben und mit der Hand nah am Kopf, damit ich diesen nicht schief ziehe.
So lernt das Pferd in Verbindung anzutreten und anzuhalten. Und ich mache immer nur wenige Schritten, selten mehr als 3, und das 3 – 4 x hintereinander und wechsele wieder in den Elefant, um die höhere Anforderung wieder zu lösen und etwas einfacheres zu machen.
Also genau wie beim Reiten in der ersten Adventwoche, beachte ich das Vorwärts zu erhalten, um die Losgelassenheit zu fördern.
Weniger ist mehr. Wichtiger als die Häufigkeit einer Übung ist die Qualität.
Beachte die Qualitätspunkte über die wir schon sprachen.
Kopf heben beim Losgehen oder Anhalten?
Verkürzt oder verlängert sich dein Pferd in der Oberlinie?
Bleiben die Ganaschen offen oder werden sie zusammengedrückt….?
Bleibt dein Pferd gerade?
Ein paar Schritte mit hohem Wert für viele Aufgaben im Pferdeleben. Nicht nur die Verbindung, und das Körpergefühl werden gestärkt, auch die Balance, Koordination und Klarheit der Hilfen.
Selbstkontrolle
Der anmutige Gepard, ein weiterer Tanzschritt des Tellington Trainings, wird auf größerem Abstand geführt.
Auch hier leitet der Zauberstab, wie im Elefant, doch aus einer anderen Position des Menschen in Relation zum Pferd.
Nun wird die Gerte vorrangig und die Leine zur Nebensache.
Im Abstand geführt kann man beobachten, ob das Pferd im Gerade bleibt, und tatsächlich der Gertenspitze folgt, oder am Menschen klebt, wie ein Fohlen an seiner Mutter.
Die Position fördert die Selbstkontrolle und gibt trotzdem auch unsicheren Pferden Raum, den sie sehr schätzen, sich umzuschauen und selbstverantwortlicher zu agieren.
Den Kopf frei zu haben lässt Pferde mutiger werden und die dabei klare, feine Kommunikation des Zauberstabes hilft ihnen, sich darin sicher zu fühlen, dass sie verstehen können, was sie tun sollen.
Man bleibt mit den eigenen Füßen, ca 1 m vor dem Pferdekopf und die Gertenspitze führt wieder, kurz vor der Nasenmiitte beginnend, die Linie nach vorne. Wie eine Verlängerung der Wirbelsäule zieht sie die Linie, die das Pferd gehen soll. Zum Halt geht sie, wie eine Schranke, zu, parallel zu den Buggelenken. Bei Bedarf kann die Spitze auch am gegenüberliegenden Buggelenk tippen.
Nun ist es interessant zu schauen, ob das Pferd sich auch jetzt gerade bewegt, oder ins Schwanken kommt.
In der Position kann man auch Elemente des Lernparcours führen, die mehr Freiheit zur bessern Balance brauchen, wie das Mikado (Foto) oder der Stern. So kann die Huf-Auge Koordination verbessert werden.
Ich nutze diese Postion auch gern, wenn ich die Bodenarbeit ins Gelände verlege.
Die Variationen der Tellington Trainingspositionen unterstützen die Anpassungsfähigkeit, Selbstkontrolle, Konzentration und das Gleichgewicht.
Es gibt noch einige mehr, immer wieder an einem anderen Ort, in Bezug zum Pferdekörper, mit unterschiedlichen Leinenlängen.
So bleibt es immer interessant und anpassbar, an die jeweilige Situation, oder an den jeweiligen Lernschritt, für Pferd & Mensch
Bodenarbeit – Flexibilität
Ich könnte den ganzen Adventskalender mit der Tellington Bodenarbeit füllen, doch ich wollte ja etwas abwechslungsreich sein.
Ein Ziel der Methode ist die Förderung von Intelligenz, mit der Definition der Anpassungsfähigkeit an eine Situation. Das braucht Wahlmöglichkeit. Und dafür haben wir verschiedene Führpositionen und Bodenelemente.
Der fliesende Wechsel zwischen den Positionen ist ein wichtige Lernschritt und die dabei immer sichere Wechsel der Leinen und Gertenhaltung.
Wer sich darin sicherer fühlt, kann den abwechslungsreichen Parcours schön führen. Hier mal Beispiel mit versch. Elementen und 2Tanzschritten“
Wer schon geübter ist und einen ebensolchen Freund hat, kann sich dann auch im Spiegelparcours üben. Da führen 2 Leute gleichzeitig gespiegelt durch einen ebenso gespiegelten Parcours. Das war oft eine Aufgabe in den letzten Kursen zur Practitioner Ausbildung, damals. Denn zum sicheren Wechsel gehört dann noch der weiche, umfassende Blick, der auch den Partner sieht und sich anpassen kann. Ich unterrichte es bis heute gern auf den Kursen mit fortgeschrittenen Schülern. Auch toll zu Reiten.