TTouch verbindet – Stay Pono!
von Carolin Eifler
Letztes Wochenende trafen wir uns zu zehnt in Sitterswald, um gemeinsam die Grundlagen des Tellington TTouch® zu erlernen. Beim Schreiben dieses Berichtes kam ich ins Nachdenken: „Wie kam dieser Kurs überhaupt zustande?“
Wie passend, dass wir uns zu Beginn unseres gemeinsamen Wochenendes eine ähnliche Frage stellten, die jeder mit einer individuellen Vorgeschichte beantworten konnte. Für meinen Teil muss ich an dieser Stelle doch ein bisschen weiter ausholen, denn damit wird deutlich, warum ich meine Überschrift ebenso gewählt habe.
Längere Zeit folgte ich Anke bereits über Ihren Facebook-Account da mein Interesse als Pferdemensch in Bezug auf die vielfältigen Methoden, die Anke lehrt, geweckt wurde. Als Anke dann mit Beginn der Corona Pandemie ihre Online-Angebote deutlich erweiterte, kam ich nicht mehr umher an einem Online Seminar „TTouch für dich und dein Pferd“ teilzunehmen. Durch unsere Hausaufgaben, uns in unserer Arbeit mit den Pferden zu filmen, war auch das Interesse meiner Mama am Thema #TTouch geweckt. Sie konnte selbst die positive Entwicklung von meinem Pony beobachten und so konnte ich sie motivieren, an einem Online-Kurs „TTouch for you®“ teilzunehmen.
Durch meinen Online-Kurs „TTouch für dich und dein Pferd“ angefixt, wollte ich Anke unbedingt an unserem Hof zum Unterricht treffen. Wie praktisch, dass auch sie aus dem Saarland kommt und so kam es, dass wir an unserem Hof mit vier bis fünf interessierten Leuten in den letzten drei Monaten jeweils einmal im Monat mit Anke und unseren Pferden arbeiteten. Bei einer lieben Freundin war das Interesse so groß, dass wir gemeinsam zwei Kurse von Anke im Saarland besuchten.
Und so schließt sich auch schon der Kreis, dass wir auf Wunsch meiner Mama einen Wochenendkurs „TTouch für dich“ bei uns zu Hause veranstalteten. Inzwischen waren auch Freundinnen von Mama am Thema interessiert und so trafen wir uns in einer gemischten Runde von Pferdemenschen und Nicht-Pferdemenschen. Alle brachten unterschiedliche Voraussetzungen und Vorerfahrungen mit. Auch die Altersstruktur war bunt gemischt. In diesem freundschaftlichen Rahmen passte einfach alles. Der Lernraum war trotz unterschiedlichster Persönlichkeiten stets wertschätzend und gewinnbringend für alle. Jede konnte sich und ihre persönlichen Erfahrungen und Lebensumstände einbringen, so dass individuell am jeweiligen Thema gearbeitet werden konnte.
Wir lernten die drei Notfall-TTouches kennen, aber auch die Basis-Touches. Durch einen stetigen Wechsel zwischen Input, selbstständigem Üben und Fallgeschichten waren alle stets bei der Sache. Ankes umfangsreicher Erfahrungsschatz ließ uns so eine Ahnung bekommen, was TTouch bewirken kann.
Am eindrucksvollsten waren natürlich die Wirkungen, die wir selbst spüren und erleben konnten. Hier leitete uns Anke wunderbar an, in unseren Körper zu lauschen und Unterschiede zu fühlen.
Spannend für mich waren die Körperbänder, mit denen wir uns am zweiten Tag beschäftigten. Auch hier gab uns Anke genügend Raum wahrzunehmen, was die Bänder an unterschiedlichen Körperstellen bewirken können. Durch das Anlegen der Römersandale konnte ich ein ganz neues Laufgefühl spüren. Aber auch bei Migräne, Schlafstörungen etc. lassen sich Körperbändern anwenden. Auch hier erfragte Anke zuerst unsere Wünsche und Bedürfnisse und tastete sich an die für uns geeignete Variante heran. Es war erstaunlich, welch feine Unterschiede zu fühlen waren.
Besonders beeindruckend war unsere Reflektion nach dem ersten Tag. Eine Teilnehmerin, deren Mann vor einiger Zeit einen schweren Motorradunfall erlitt und dessen Beweglichkeit in der Schulter dadurch stark eingeschränkt war, touchte ihn abends mit dem neu erworbenen Wissen. Sie erzählte, dass er bereits danach eine deutlich bessere Beweglichkeit in der Schulter spüren und Bewegungen ausführen konnte, die ihm vorher nicht möglich waren. Eine Herausforderung stand noch bevor: bisher war es ihm fast unmöglich, sich im Auto selbstständig anzuschnallen. Er versprach, eine SMS zu senden, wenn er mit dem Auto losfuhr. Natürlich erwarteten wir alle diese Nachricht mit großer Spannung. Als das Handy klingelte, fieberten wir mit und tatsächlich, der Mann erzählte freudig, dass auch diese Bewegung ihm nun möglich war.
Zum Einstieg berichtete eine Teilnehmerin von ihrem Lipödem, das immer wieder Schmerzen verursachte. Natürlich bot es sich an, im Laufe unseres Wochenendes den Bereich zu touchen. Zuerst leitete uns Anke an, indem sie die Teilnehmerin touchte. Schon nach kurzer Zeit stellte sich ein Gefühl der Leichtigkeit in ihrem Bein ein. In unseren Partnerübungen konnten wir ihr anschließend weiter Linderung verschaffen.
Unser Spektrum an Erfahrungen erstreckte sich nicht nur auf uns Menschen, einer Teilnehmerin war ein Anliegen, ihren Hund, dessen Beschützerinstinkt sehr ausgeprägt war und der dadurch nervös und angespannt wirkte mit TTouches zu erden und ein Gefühl des Vertrauens zu vermitteln. Wie es der Zufall so will, hatte eine Teilnehmerin ihren Hund dabei, so dass wir an dieser Stelle auch den Hund touchen konnten. Dies half uns allen, ein Gefühl für die unterschiedlichen Druckstärken an Mensch und Tier zu bekommen. So touchte nicht nur die Teilnehmerin ihren Hund zu hause, auch wir Teilnehmer*innen vor Ort nutzen immer wieder die Möglichkeit, unserem Gasthund durch die Berührungen kleine Auszeiten zu schenken.
Eine Auszeit fand eine Teilnehmerin auch an einer roten Ampel. Anstatt sich über die rote Ampel zu ärgern, nutze sie die Zeit, um Herzumarmung und Ohren TTouch anzuwenden. Der positive Nebeneffekt: Sie stellte fest, dass die Ampel gar nicht so lange rot war. Wie spannend, dass dieses Beispiel so wunderbar verdeutlicht, was Anke uns versuchte, mit der hawaiianischen Lebensphilosophie (pono), die sie durch ihre Besuche bei Linda Tellington Jones selbst erleben durfte, zu vermitteln: Das Positive in Dingen zu sehen und sich darauf zu fokussieren. Wenn man dies lebt, gelangt man in Einklang und Harmonie mit sich selbst und anderen. Diese Sichtweise wurde inzwischen auch in die Tellington Arbeit übernommen.
Für mich selbst schaffte dieses Wochenende endlich die Auszeit, die ich schon lange herbei gesehnt hatte. Ich konnte abschalten und freute mich einfach nur dieses tollen Erlebnisses mit so vielen netten, offenen und wertschätzenden Menschen. Integrierte ich bereits vorher die Herzumarmung als „Stressreduzierer“, ergänze ich dieses Ritual nun um die Begrüßung und Wertschätzung des gesamten Körpers.
Auch in der Gruppe konnte man über die beiden Tage hinweg eine Veränderung im Bewusstsein bemerken. Trauten sich manche anfangs wenig zu und waren eher besorgt half ihnen die hawaiianische Lebenseinstellung (die uns Anke ganz anschaulich in vielen Beispielen erzählte) zu einer positiven Haltung zu gelangen. Auch hier trug die Gruppe unglaublichen Wert bei, denn wir erinnerten uns immer wieder gegenseitig daran.
Und so bekomme ich immer wieder ein Lächeln ins Gesicht, wenn ich im Status oder der E-Mailsignatur der Teilnehmerinnen ein „Stay pono“ erblicke. Denn auch das kann TTouch: es verbindet Menschen miteinander, denn auch nach diesem Wochenende sind wir noch alle in Kontakt miteinander!